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Dokument 107  >

Bericht über die Errichtung von deutschen Kindergärten in der Untersteiermark[1]

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Marburger Zeitung 2./3. 8. 1941.
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Über die deutschen Kindergärten in der Untersteiermark siehe auch Dok. Nr. 178 u. 190.

42 neue Kindergärten im Unterland

Die Eröffnung weiterer 70 noch in diesem Jahr - Bundesführer Steindl sprach in Luttenberg und Rast

Vom Amt Volkswohlfahrt im Steirischen Heimatbund wurden am 1. August unter grosser Beteiligung der Bevölkerung 42 Kindergärten eröffnet.[2]

Während in 40 Kindergärten die Eröffnungsreden von leitenden Persönlichkeiten des Steirischen Heimatbundes gehalten wurden, sprach in Luttenberg und Rast Bundesführer Franz Steindl.

Der Bundesführer hob in seinen Reden hervor, welche Bedeutung es habe, wenn in 42 Orten an einem Tage 42 Kindergärten ihre Türen öffnen. Es sei dies ein beredtes Zeugnis für die unermüdliche Arbeit, die im Steirischen Heimatbunde geleistet werde und die unseren Kindern zum Vorteil gereiche, da ja sie unser wertvolles Gut seien.

In der Untersteiermark sei eine neue Zeit angebrochen; das Augenmerk gelte der Erziehung der Jugend, und das ohne Rücksicht auf die Sprachverschiedenheit.

»Wir wollen« betonte der Bundesführer wörtlich, »dass neben dem Kind Volksdeutscher das Kind des Steirers sitze, auch wenn es die deutsche Sprache noch nicht beherrscht. Wir wollen, dass alle, die hier leben, den gleichen Weg gehen, denn alle sind uns gleich willkommen und die Zukunft ist jedem gleich offen. Die Aussichten sind für jeden gross; jeder, der hier mitarbeiten will, ist ein Glied des deutschen Volkes.«

»Wie es wegen der Sprachverschiedenheit keinen Unterschied geben darf«, führte des Bundesführer weiter aus, »soll auch die gesellschaftliche Stellung des Einzelnen keinen Unterschied bilden; keiner ist zu hoch und keiner zu niedrig. Das Kind des Hilfsarbeiters sitzt neben dem Kind des höchsten Beamten; das Kind des Handwerkers neben dem Kind des Bauern. Es gibt keine Unterschiede, es gibt nur Kinder!«

Der Bundesführer erläuterte dann Ziel und Zweck der Kindergärten. Es sollen den Kleinen die Anfangsgründe der deutschen Sprache beigebracht werden; sie sollen deutsche Sprüche und deutsche Lieder erlernen; sie sollen körperlich und geistig ertüchtigt werden und zu vollwertigen deutschen Menschen heranwachsen. Es sei unser Wunsch und unsere Hoffnung, dass aus diesen Kindergärten einmal grosse deutsche Männer und grosse deutsche Frauen hervorgehen mögen. Unser Weg dazu ist: »Glücklichen Kindern glückliche Stunden!«

»In diesem Jahre noch, führte der Bundesführer fort, »sollen weitere 70 Kindergärten eröffnet werden. Im Jahre 1942 werden wir in jeder Ortsgruppe der Untersteiermark unseren Kindergarten haben; über das ganze Land wird sich ein Netz planmässiger Führung und Erziehung erstrecken.«

Der Bundesführer sprach dann den Wunsch aus, dass jedes Kind dem Kindergarten zugeführt werde. Er erwähnte, dass der Kindergarten für die arbeitenden Eltern eine grosse Entlastung bedeute für die Landswirtsfrau in der Erntezeit, für die kinderreiche Arbeiterfrau immer.

Zum Schlusse seiner Rede sprach der Bundesführer dem Leiter des Amtes Volkswohlfahrt, dr. Neumann und seinen Mitarbeitern, die an der Schaffung dieses Gemeinschaftswerkes mitgewirkt haben, seinen Dank aus und forderte sie auf, den eingeschlagenen Weg mit gleicher Zähigkeit weiter zu verfolgen.

Luttenberg und Rast hatten angesichts der Eröffnungsfeierlichkeiten Flaggenschmuck angelegt. Zum Empfang des Bundesführers und des Leiters des Amtes Volkswohlfahrt fanden sich neben den Kindern und ihren Angehörigen die Kreisführer und Kreisamtsträger der betreffenden Kreise, Vertreter der politischen Behörden, Mitglieder des Amtes Frauen und der Deutschen Jugend ein.

Die Kinder der Kindergärten und die Deutsche Jugend hatten Aufstellung genommen und sangen beim Eintreffen des Bundesführers: »Auf, hebt unsere Fahnen«. Dann wurde von einem Sprecher der richtunggebende Satz des Führers gesprochen: »Die Jugend ist die Zukunft der Nation.«

Nach dieser Einleitung hielt der Bundesführer seine mit grosser Aufmerksamkeit aufgenommene Rede, nach der das Lied: »Ein junges Volk« gesungen wurde.

Die Fahne ging hoch. Die Kinder versammelten sich zu Kreisspielen, während der Bundesführer und die anwesenden Gäste die sauberen Räume und netten Einrichtungen der Kindergärten besichtigten.

Es lohnt sich ein Gang durch einen neuen Kindergarten. Erst nach einer Besichtigung kann man die Grösse der bereits geleisteten Arbeit ermessen. Viele fleissige Hände waren da am Werk. Häuser wurden umgebaut, helle, freundliche Zimmer errichtet, den Kindern angepasste Möbel fertiggestellt. Auf gar nichts wurde vergessen. Die Waschräume mit den niedlichen Waschbecken und der langen Reihe der Zahnbürsten, Seifen, Nagelbürsten und Handtücher, für viele Bewohner so mancher Ortschaften etwas nicht alltägliche Gegenstände, sprachen eigene Sprache. Und die vielen Spielsachen! Da wird den Kleinen die Zeit bestimmt nie lange dünken. Dass sie sich in solcher Umgebung recht bald ganz zu Hause fühlen werden, bezweifelt wohl niemand, der einen solchen Kindergarten besichtigen konnte.

Abschliessend wurde den Kindern eine Jause geboten. Wie sie da, reichlich ihrer fünfzig bis sechzig, vergnügt an ihrem Milchbrot knabberten und ihre Schokolade tranken, lärmten und ulkten, war wirklich ein Bild, dass man nicht so bald vergisst: Glücklicher Kinder in glücklicher Stunde!

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Marburger Zeitung 2./3. 8. 1941.
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Über die deutschen Kindergärten in der Untersteiermark siehe auch Dok. Nr. 178 u. 190.

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