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Dokument 149  >

Bericht der Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in der Untersteiermark über die Gottschee-Umsiedlung[1]

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AMNOM, DDV Untersteiermark, Stabsführer, Bd. 1, (3 S.).
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Siehe Dok. Nr. 123.
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Über die Einteilung der Bevölkerung im Aussiedlungsgebiet längs der Save und Sotla siehe Dok. Nr. 171.
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Ist nicht vorhanden.
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Siehe Dok. Nr. 144.
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Die Verhandlungen wurden am 22. und 23. Oktober 1941 in Venedig geführt. Protokoll im AIZDG, DUB, Bd. 556.
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Siehe Dok. Nr. 151, 157 u. 160.
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Dieser Satz ist im Original gestrichen.

Der Reichsstatthalter in der Steiermark

Beauftragter des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums im Reichsgau Steiermark

Marburg a. d. Drau, Gerichtshofgasse 9
Fernsprecher 24--42, 24--68
Der Stabsführer
745/9/41 La/Bö.

Marburg a. d. Drau, am 8. Oktober 1941

F e r n s c h r e i b e n !

An den
Reichsführer-SS
Reichskommissar f. d. Festigung
deutschen Volkstums
z. Hd. SS-Hauptsturmführer Dr. Stier

Berlin-Halensee
Kurfürstendamm 142/143

Betr.: Gottschee-Umsiedlung.

Ich erstatte folgenden Bericht:[2]

  1. Der Ansiedlungsraum.

    In dem vorgesehenen Ansiedlungsgebiet innerhalb seiner bisherigen Grenzen befinden sich 17 065 auszusiedelnde Herdstellen mit insgesamt 46 252 Personen, nämlich 14 628 E-Fälle, 1036 A-Fälle und 1401 U. St-Fälle (Herdstellen).[3] Um eine Umwandlung der U. St.-Fälle in

    A-Fälle hat die Dienststelle mit Schreiben vom 22. 8. 1941 gebeten.[4] Die gesamte Einwohnerzahl des Aussiedlungsgebietes, in der auch die O-, V- und S-Fälle inbegriffen waren, wurde bereits fernmündlich durchgegeben. Nach den während des gestrigen Tages erstellten Statistiken befinden sich in den bisherigen Ansiedlungsgebiet allein 11 500 landbesitzende E-Fälle (Familien). Obwohl in dieser Zahl auch bereits landbesitzende Handwerker eingeschlossen sind, und obwohl eine nicht geringe Zahl von Hofstellen wegen ihrer Bodenqualität, abseitigen Lage und Besitzzersplitterung für eine Besiedelung ausscheiden werden, ist doch anzunehmen, dass sie den weitaus grössten Teil der Gottscheer Volksgruppe, die nur etwa 2000 landbesitzende Familien hat, aufnehmen können.

    Eine Ausweitung des Ansiedlungsgebietes die an sich eine geringfügige Angelegenheit ist und eine Terminverschiebung nicht nötig machen würde, kommt nach den gestern durchgeführten Ortsbesichtigungen in erster Linie in den bereits in den ersten Ansiedlungsplanungen vorgesehenen Grossgemeinden St. Peter, Felddorf, Windisch-Landsberg, sowie in den Grossgemeinden Hörberg, Drachenburg und Peilenstein in Frage. Die Gebiete entsprechen landschaftlich der Gottschee, sind aber klimatisch und bodenmässig wesentlich günstiger. Die Siedlungsgebiete der Bessarabien- und Dobrudscha-Deutschen würden als Weinbauzonen durch das Gottscheer Ansiedlungsgebiet umschlossen sein; aus biologischen Gründen wäre dies aber zur Überwindung der bestehenden Inzucht begrüssenswert. Diese Ausweitung trug ich dem Gauleiter noch nicht vor.

    Ein grundsätzlicher Wechsel des Ansiedlungsgebietes der Gottscheer vom Südosten zum Nordosten dürfte auf klimatische Schwierigkeiten stossen und wäre überdies nicht durchführbar ohne einen geradezu katastrophalen Prestigeverlust der hiesigen Dienststelle des Reichskommissars.

  2. Umsiedlungstermin

    Die Durchführung der Durchschleusung und die noch nicht erfolgte Option im Gottscheer Land wird nach Ansicht des Umsiedlungsbevollmächtigten in Laibach etwa 4 Wochen in Anspruch nehmen;[5] auch die Verhandlungen zwischen der italienischen und deutschen Eisenbahnverwaltung haben noch nicht begonnen.[6] Es erscheint daher unmöglich, die Ansiedlung vor Eintritt des Schneefalles, der in der Gottschee schon im Monat Oktober eintreten kann, abzuschliessen. Weder die Aussiedlung der Deutschen aus Italien, noch der Slowenen aus der Untersteiermark wird sich bei der bestehenden überaus schwierigen Verkehrslage zu diesem Zeitpunkt noch durchführen lassen.

    Allein ein mustergültiges zahnradähnliches Ineinandergreifen von Option, EWZ-Durchschleusung, Evakuierung der Slowenen, Abtransport der Gottschee-Deutschen und Ansiedlung würde eine Umsiedlung vor dem Winter noch möglich machen, wenn Reihenfolge und Tempo genauestens aufeinander abgestimmt sind. Nach den Erfahrungen im Osten erscheint es aber sehr zweifelhaft ob all diese komplizierten Vorgänge sich miteinander in Einklang bringen lassen.

    Es wird daher gebeten, nach Möglichkeit den Umsiedlungstermin auf die Zeit ab 20. März 1942 zu verlegen.[7]

    Die Volksgruppenführung ist bei Erfüllung von verschiedenen Voraussetzungen in der Lage, die Volksgruppe zu überwintern und sie im März geschlossen zur Umsiedlung zu führen. Einige Splitter von nicht einmal annähernd 3% wollen sich von der Umsiedlung ausschliessen. Das sind gerade diejenigen Personen, auf die die Volksgruppenführung keinen Wert legt (in der Hauptsache Pfarrer).

Ich werde sofort Vorschläge wegen der Betreuung der Volksgruppe bis zur Umsiedlung im März nach dort einreichen.

Jedenfalls sehe ich die Notwendigkeit, die Volksgruppe damit jetzt schon in unsere Hände zu nehmen.[8]

Der Stabsführer

Laforce
SS-Sturmbannführer

1
AMNOM, DDV Untersteiermark, Stabsführer, Bd. 1, (3 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 123.
3
Über die Einteilung der Bevölkerung im Aussiedlungsgebiet längs der Save und Sotla siehe Dok. Nr. 171.
4
Ist nicht vorhanden.
5
Siehe Dok. Nr. 144.
6
Die Verhandlungen wurden am 22. und 23. Oktober 1941 in Venedig geführt. Protokoll im AIZDG, DUB, Bd. 556.
7
Siehe Dok. Nr. 151, 157 u. 160.
8
Dieser Satz ist im Original gestrichen.

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