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Aufsatz des Bundesführers des Steirischen Heimatbundes »Klare politische Fronten in der Untersteiermark«[1]

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Marburger Zeitung 29./30. 11. 1941.
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Der Steirische Heimatbund organisierte jedes Jahr zwei sog. Versammlungswellen, in denen geschulte Redner zu den Mitgliedern sprachen. In der ersten Versammlungswelle (Mai--Juni 1941) wurde Propaganda für den Eintritt in den Steirischen Heimatbund betrieben. Die zweite (Oktober--November 1941) stand unter der Parole »Warum Krieg?«, die dritte (März 1942) unter der Parole »Deutschland siegt«, die vierte (November 1942) unter der Parole »Deutschland hat alle Trümpfe in der Hand, Deutschland ist unbesiegbar geworden«. Das waren zwar auf aussenpolitische Ereignisse abgestimmte Propagandaparolen, doch haben die Nationalsozialisten mit Bezug auf die Untersteiermark in der zweiten Versammlungswelle deren Parole mit vier am Ende des Aufsatzes stehenden Losungen ergänzt, die das gesamte Entnationalisierungsprogramm für die Slowenen in der Untersteiermark darstellen, von der Aberkennung des slowenischen Nationalbewusstseins über den steirischen regionalen Patriotismus zum deutschen Nationalbewusstsein. Sodann wurde in der dritten Versammlungswelle die zweite und die dritte, und in der vierten Versammlungswelle die vierte der genannten Losungen betont. Offenkundig dienten diese Versammlungen des Steirischen Heimatbundes dem Zweck, die slowenische Bevölkerung der Untersteiermark zu überzeugen, dass der Krieg notwendig sei und siegreich enden werde und andererseits, dass sie keine Slowenen, sondern «heimattreue« Steirer seien und dass sie nach der Aneignung der deutschen Sprache und des deutschen Volksbewusstseins zu Deutschen werden. Nach der Katastrophe von Stalingrad und der Ausbreitung des Volksbefreiungskampfes in Slowenien wurden die Parolen der ersten vier Versammlungswellen von anderen Parolen abgelöst, vor allem von der Parole der notwendigen totalen Mobilisierung der menschlichen und materiellen Kräfte für die Erfordernisse des totalen Krieges, wobei jedoch das Programm der Entnationalisierung des Landes nicht aufgegeben wurde. So wurde in der fünften grossen Versammlungswelle (Februar--März 1943) mit der Parole »Siegen für jeden Preis« (bis zum Ende dieser Welle fanden schon 2065 Versammlungen mit den 558.900 Teilnehmern statt) für eine stärkere Einbeziehung der Untersteiermark in die Kriegsanstrengungen des Deutschen Reiches geworben, als zweite Aufgabe für eine schnellere Erlernung der deutschen Sprache, und drittens die Losung für eine »völlige Vernichtung aller diejenigen Banditen, die ihre Hand gegen das Reich hebten«. Im Verlauf des Jahres 1943 wurde die Rangordnung der Aufgaben wieder gewechselt. Für den dritten Jahrestag der Besetzung der Untersteiermark verkündete Franz Steindl in der »Marburger Zeitung« die Parolen für das Jahr 1944, und zwar: 1. Mobilisierung aller Kräfte und Reserven für das kämpfende Reich, 2. Bekämpfung und Vernichtung der Volksbefreiungsbewegung und 3. Fortsetzung der Eindeutschung der Slowenen. Diese Rangordnung von Grundaufgaben in der Untersteiermark hielten die Nationalsozialisten dann bis zum Zusammenbruch des dritten Reiches aufrecht. (Otto Koschitz: Die untersteirische Bevölkerung wird aufgeklärt. Untersteirischer Heimatdienst 12. 4. 1942; Rednerunterlagen für die Versammlungswellen des Steirischen Heimatbundes, Juni 1941, Oktober 1941, März 1942, November 1942, Februar--März 1943. Herausgegeben vom Steirischen Heimatbund, Führungsamt II. Marburger Zeitung 10. 11., 11. 11., 14.--15. 11. 1941, 12.--13. 12. 1942 u. 15.--16. 4. 1944).

Klare politische Fronten in der Untersteiermark

Von Bundesführer Steindl

Vom 25. Oktober bis 16. November 1941 kamen in der Untersteiermark 386 öffentliche Versammlungen zur Durchführung, in denen die Redner des Steirischen Heimatbundes zu über 117.000 Untersteirern direkt sprachen. Die vorhandenen Versammlungsräume in Stadt und Land waren weit zu klein, die Masse der untersteirischen Arbeiter und Bauern zu fassen, die oft in stundenlangen Märschen gekommen waren, um die politischen Parolen zu hören.[2]

Da alle eingesetzten Redner eine intensive Vorschulung erhielten und ausserdem verpflichtet waren, nach einem vorliegenden schriftlichen Konzept zu sprechen, kann nach erfolgreich durchgeführter Versammlungswelle von einer erstmaligen einheitlichen politischen Ausrichtung der gesamten untersteirischen Bevölkerung gesprochen werden.

Die Untersteiermark ist wieder, und diesmal endgültig, Bestandteil des Deutschen Reiches geworden, auch wenn die formelle Eingliederung noch nicht erfolgt ist. Deutschland steht aber im grössten Ringen aller Zeiten, kämpft einen Kampf um Sein oder Nichtsein. Die Vermittlung der Gesetze dieses Krieges und die sich daraus ergebenden ideellen und materiellen Verpflichtungen für die Heimatfront bilden einen Teil der gehaltenen Referate, während der andere Teil den spezifisch »untersteirischen Problemen« gewidmet war.

Die Untersteiermark und ihre Menschen gehörten über tausend Jahre zum deutschen Lebenskreis und bildeten 600 Jahre ununterbrochen einen Bestandteil des Landes Steiermark. Die an der Save im Jahre 1311 gezogene Grenze stellt somit eine der stabilsten Grenzen des europäischen Kontinents überhaupt dar. Die 23 Jahre Fremdherrschaft im Unterland sind im Hinblick auf diese jahrhundertelange Kampf- und Schicksalsgemeinschaft eine kurze, wenn auch leiderfüllte und traurige Episode. Unvergesslich bleibt aber in ihr das stete Ringen einer kleinen deutschen Volksgruppe, die allen Widerständen zum Trotz ihrem angestammten Volksstamm treu blieb, bis unter den Schlägen der siegreichen deutschen Wehrmacht die Zwangskonstruktion von St. Germain ihr Ende fand.

Aber auch der steirische Arbeiter und Bauer, wenn auch oft durch Schranken der Sprache getrennt, hat die grössere Steiermark nie vergessen, in deren glorreichen Regimentern er einst durch vier Jahre kämpfte. Seit dem Jahre 1933 ist oft in untersteirischen Winzer- und Bauernhäusern im Sinne eines glühenden Bekenntnisses aus innerster Sehnsucht der Ruf laut geworden: »Wann kommt der Hitler?«

Die Untersteiermark hat mit Slowenen nie etwas zu tun gehabt. Die slowenische Ideologie, als Produkt des 19. Jahrhunderts, hat im Lande zwischen Mur, Drau, Sann und Save nie Heimatrecht besessen. Es zu erobern war allerdings die konstante Zielsetzung der Invasoren aus Laibach, Krain und dem Küstenland. Der »Tschitsche« blieb, auch wenn er nach dem Jahre 1918 in hellen Scharen kam und alle öffentlichen Befehlsstellen der Untersteiermark besetzte, stets ein Fremdkörper. Die Entfernung dieses ungerufenen Eindringlings als erste Massnahme des Chefs der Zivilverwaltung in der Untersteiermark ist somit die elementarste Voraussetzung für jede politische Arbeit überhaupt gewesen und entsprang im Hinblick auf die Sicherheit des Landes und damit auf die des Reiches zwingenden Notwendigkeiten. Nach medizinischen Grundsätzen musste im Interesse einer besseren deutschen Zukunft des Unterlandes diese volkspolitische Operation vorgenommen werden. Sollten sich Rudimente des Fremdkörpers noch in der Untersteiermark vorfinden, so werden wir sie zu allen Zeiten auszuscheiden wissen. Slowenische Agitatoren in der Untersteiermark sind von unserem Standpunkt aus gesehen kein politisches Problem, sondern eine staatspolizeiliche Angelegenheit.

Dem untersteirischen Bauern, Arbeiter und Bürger, der sich stets zum deutschen Lebenskreis bekannte, rassisch zu uns gehört und dessen Vorfahren jahrhundertelang schon mit Pflug und Schwert Wache standen »an des Reiches Hofzaun«, rufen wir zu:

Du bist kein Slowene!
Du bist ein heimattreuer Steirer!
Du bist ein Glied der deutschen Volksgemeinschaft!
Du sollst ein vollwertiger Deutscher werden!

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Marburger Zeitung 29./30. 11. 1941.
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Der Steirische Heimatbund organisierte jedes Jahr zwei sog. Versammlungswellen, in denen geschulte Redner zu den Mitgliedern sprachen. In der ersten Versammlungswelle (Mai--Juni 1941) wurde Propaganda für den Eintritt in den Steirischen Heimatbund betrieben. Die zweite (Oktober--November 1941) stand unter der Parole »Warum Krieg?«, die dritte (März 1942) unter der Parole »Deutschland siegt«, die vierte (November 1942) unter der Parole »Deutschland hat alle Trümpfe in der Hand, Deutschland ist unbesiegbar geworden«. Das waren zwar auf aussenpolitische Ereignisse abgestimmte Propagandaparolen, doch haben die Nationalsozialisten mit Bezug auf die Untersteiermark in der zweiten Versammlungswelle deren Parole mit vier am Ende des Aufsatzes stehenden Losungen ergänzt, die das gesamte Entnationalisierungsprogramm für die Slowenen in der Untersteiermark darstellen, von der Aberkennung des slowenischen Nationalbewusstseins über den steirischen regionalen Patriotismus zum deutschen Nationalbewusstsein. Sodann wurde in der dritten Versammlungswelle die zweite und die dritte, und in der vierten Versammlungswelle die vierte der genannten Losungen betont. Offenkundig dienten diese Versammlungen des Steirischen Heimatbundes dem Zweck, die slowenische Bevölkerung der Untersteiermark zu überzeugen, dass der Krieg notwendig sei und siegreich enden werde und andererseits, dass sie keine Slowenen, sondern «heimattreue« Steirer seien und dass sie nach der Aneignung der deutschen Sprache und des deutschen Volksbewusstseins zu Deutschen werden. Nach der Katastrophe von Stalingrad und der Ausbreitung des Volksbefreiungskampfes in Slowenien wurden die Parolen der ersten vier Versammlungswellen von anderen Parolen abgelöst, vor allem von der Parole der notwendigen totalen Mobilisierung der menschlichen und materiellen Kräfte für die Erfordernisse des totalen Krieges, wobei jedoch das Programm der Entnationalisierung des Landes nicht aufgegeben wurde. So wurde in der fünften grossen Versammlungswelle (Februar--März 1943) mit der Parole »Siegen für jeden Preis« (bis zum Ende dieser Welle fanden schon 2065 Versammlungen mit den 558.900 Teilnehmern statt) für eine stärkere Einbeziehung der Untersteiermark in die Kriegsanstrengungen des Deutschen Reiches geworben, als zweite Aufgabe für eine schnellere Erlernung der deutschen Sprache, und drittens die Losung für eine »völlige Vernichtung aller diejenigen Banditen, die ihre Hand gegen das Reich hebten«. Im Verlauf des Jahres 1943 wurde die Rangordnung der Aufgaben wieder gewechselt. Für den dritten Jahrestag der Besetzung der Untersteiermark verkündete Franz Steindl in der »Marburger Zeitung« die Parolen für das Jahr 1944, und zwar: 1. Mobilisierung aller Kräfte und Reserven für das kämpfende Reich, 2. Bekämpfung und Vernichtung der Volksbefreiungsbewegung und 3. Fortsetzung der Eindeutschung der Slowenen. Diese Rangordnung von Grundaufgaben in der Untersteiermark hielten die Nationalsozialisten dann bis zum Zusammenbruch des dritten Reiches aufrecht. (Otto Koschitz: Die untersteirische Bevölkerung wird aufgeklärt. Untersteirischer Heimatdienst 12. 4. 1942; Rednerunterlagen für die Versammlungswellen des Steirischen Heimatbundes, Juni 1941, Oktober 1941, März 1942, November 1942, Februar--März 1943. Herausgegeben vom Steirischen Heimatbund, Führungsamt II. Marburger Zeitung 10. 11., 11. 11., 14.--15. 11. 1941, 12.--13. 12. 1942 u. 15.--16. 4. 1944).

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