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Bericht über die Eröffnung des 100. deutschen Kindergartens, der 100. deutschen Volksbücherei und der ersten Jugendherberge in der Untersteiermark[1]

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Marburger Zeitung, 29. 7. 1942.
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Siehe Dok. Nr. 107 u. 212.

In rastloser Arbeit vorwärts

Bundesführer Steindl eröffnet den 100. Kindergarten,
die 100. Volksbücherei und die erste Jugendherberge[2]

Das Wochenende im Zeichen des Steirischen Heimatbundes - Ein Festtag des Kreises Pettau

Rastlos wird seit der Gründung des Steirischen Heimatbundes die auf weite Sicht geplante Arbeit durchgeführt. Nach genau festgelegten Planungen nähert sich die Organisation dem ihr gesteckten Ziele. Nur selten tritt das stete Vorwärtsschreiten krass in Erscheinung, nur wer mitarbeitet und mit offenen Augen und Ohren das Schaffen und Wirken der Organisation verfolgt, kann sich ein abgerundetes Bild von dem bereits Geleisteten entwerfen, denn meist sieht man nur die Kleinarbeit und so mancher verliert dabei den Blick für das Grosse, für das Gesamtbild, das sich aus den kleinen, oft sogar unbeachteten Steinchen nun schon zum herrlichen Mosaik formt, dessen Farbenpracht und Grösse immer deutlicher zu Tage tritt.

An diesem Wochenende konnte man wieder einmal die Vielfalt des schon Durchgeführten klar erkennen. Während in Marburg die ersten Kulturtage der Deutschen Jugend des Steirischen Heimatbundes eine abgerundete Schau des kulturellen Schaffens der Jugend gegeben haben und in Pettau der erste Tag der Musik stattfand, die Stürme der Wehrmannschaften in allen Orten ihren Dienst versahen, konnte Bundesführer Steindl den 100. Dauerkindergarten, die 100. Volksbücherei und die erste Jugendherberge in der Untersteiermark ihren Zwecken übergeben.

In jede Ortsgruppe ein Dauerkindergarten

16 Kindergärten waren das Erbe, das die früheren Machthaber nach ihrem teils freiwilligen, teils unfreiwilligen Abgang aus der Untersteiermark hinterliessen. Diese wenigen Kindergärten befanden sich in einem derartigen schauerlichen Zustand, dass fast alle schon aus hygienischen Gründen sofort gesperrt werden mussten. »In jede Ortsgruppe ein Dauerkindergarten«, lautete die Parole, die Bundesführer Steindl gleich zu Beginn seinem Amte Volkswohlfahrt auftrug. Unter dem Gesichtspunkt, dass für die Jugend gerade das Beste gut genug sei, entstanden in der Untersteiermark Kindergärten, die jeden Volksgenossen in Bewunderung und Staunen versetzen. Trotz kriegsbedingter Schwierigkeiten konnte ein Kindergarten nach dem anderen seiner Bestimmungen zugeführt werden.

Am Samstag, den 27. Juni, eröffnete Bundesführer Franz Steindl den 100. Dauerkindergarten. Er steht in Friedau, in der kleinsten Stadt der Untersteiermark, dessen urdeutsches Gesicht trotz naher Grenzen und der Fremdherrschaft nicht verwischt werden konnte. In einem eigenen Haus untergebracht, bildet der Kindergarten ein Schmuckstück der ganzen Ortsgruppe.

Bei der Eröffnungsfeier stellte Kreisführer Fritz Bauer die Aufgaben, die ein Kindergarten zu erfüllen hat, klar heraus und gab seiner Freude Ausdruck, dass der 100. Kindergarten in der Untersteiermark, der gleichzeitig der 22. im Kreis Pettau ist, in seinem Kreis eröffnet werden konnte. Bundesamtsleiter Gilming umriss anschliessend das Problem der Kindergärten und stellte fest, dass mit der Eröffnung des 100. Dauerkindergartens in Friedau zwei Drittel der gestellten Aufgabe bereits erfüllt sind. Darauf erklärte der Bundesführer den Kindergarten für eröffnet. Unter Fanfarenklängen wurde die Flagge hochgezogen. Der Musikzug der Wehrmannschaft und die Deutsche Jugend verschönerten die Feier mit musikalischen Darbietungen.

Pettau besitzt die erste Jugendherberge im Unterland

Auf Schloss Ober-Pettau konnte der Steirische Heimatbund die erste Jugendherberge für seine Deutsche Jugend fertigstellen und ihrem Zweck zuführen. Im ehemaligen Kanzleigebäude an der Südseite des Schlosshofes wurden fünf Räume umgebaut und Platz für 30 wanderfrohe Menschen geschaffen. Der geschichtliche Boden, auf dem das Schloss steht und die dominierende Lage mit dem herrlichen Rundblick bewogen den Steirischen Heimatbund, die erste Jugendherberge auf Ober-Pettau zu errichten.

Die Deutsche Jugend gestaltete eine würdige Eröffnungsfeier. Fanfarenklänge und sinnvolle Sprüche umrahmten die Begrüssungsrede des Kreisführers und die Worte des Bundesführers. Der Kreisführer befasste sich mit den Pflichten der Jugend, die besonders im Grenzland grösser, schwieriger, aber auch schöner sind. In der Überzeugung, dass jeder deutsche Junge von dieser Jugendherberge einen Einblick in die Problematik des untersteirischen Raumes gewinnen werde, bat er abschliessend den Bundesführer, die Jugendherberge zu eröffnen.

Unter Trommelwirbel und Fanfarenklängen stieg die Flagge langsam am
Mast empor und grüsste das Land zu Füssen Ober-Pettaus. Von hier wird das
Hakenkreuzbanner nun auf alle Zeiten hinauswehen und immer neue Jungens
auf Fahrt werden hier einkehren und bleibende Eindrücke vom steirischen
Unterland gewinnen.

Dem deutschen Wort folgt das deutsche Buch

Der Steirische Heimatbund begann im Einvernehmen mit der Staatlichen Büchereistelle in diesem Frühjahr mit der Errichtung von Volksbüchereien in der Untersteiermark, für die der Chef der Zivilverwaltung, der Steirische Heimatbund und der Volksbund des Deutschtums im Ausland namhafte Beträge zur Verfügung stellten. Bereits am 1. April 1942 konnten die ersten 20 Volksbüchereien ihren Bestimmungen übergeben werden. Insgesamt werden noch in diesem Jahr 237 Volksbüchereien mit zusammen 69 000 Bänden der untersteirischen Bevölkerung allgemein zugänglich sein. Wie pausenlos auch auf diesem Gebiet gearbeitet wird, zeigt die Eröffnung der 100. Volksbücherei. In weniger als drei Monaten konnte demnach die Zahl der Büchereien um 80 erhöht werden.

Dreihundert Bände umfasst die 100. Volksbücherei in der Untersteiermark, die am Samstag in Winterdorf eröffnet wurde. Sie ist gleichzeitig die 20. im Kreis Pettau. Die lesefreudige Ortsbevölkerung hatte sich zur Er-öffnungsfeier eingefunden. Bundesamtsleiter Komarek sprach in seiner Begrüssungsansprache über die Lernfreudigkeit der heimattreuen Untersteirer, die im eifrigen Besuch und in den Erfolgen der Sprachkurse eindeutig zum Ausdruck kommt. Die Büchereien sollen nun das vorhandene deutsche Sprachgut vertiefen und die Liebe zur deutschen Sprache noch verstärken. Der Wunsch nach Volksbüchereien beweise aber auch den Lesehunger der Dorfbevölkerung, die in ihrer Freizeit gerne ein gutes Buch zur Hand nimmt. Anschliessend erklärte der Bundesführer die Bücherei für eröffnet.

Auf seiner Rückfahrt besichtigte der Bundesführer noch den kürzlich fertiggestellten Sportplatz in Strahleck, der durch vorbildliche Gemeinschaftsarbeit unter der Leitung des Ortsgruppenführers fertiggestellt wurde und überaus geschmackvoll angelegt, zeigt, dass man auch mit wenigen Mitteln Grosses schaffen kann. In dieser Ortsgruppe wird in kürzester Zeit eine Volksbücherei errichtet und ein weiterer Erntekindergarten eröffnet.

So arbeitet der Steirische Heimatbund pausenlos weiter. Die Untersteirer haben sein Wollen erfasst und danken mit freudiger Mitarbeit für alles, das der Steirische Heimatbund ihnen bietet.

Die pausenlose Arbeit des Führerkorps und die freudige Mitarbeit der Untersteirer sind aber die Garanten, dass der Steirische Heimatbund sein Endziel erreicht und die Untersteirer als vollwertige Deutsche im grossen Reich der Zukunft, für das sie mitkämpfen und mitopfern, aufgenommen werden.

1
Marburger Zeitung, 29. 7. 1942.
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Siehe Dok. Nr. 107 u. 212.

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