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Bericht des Amtes für Volkstumsfragen beim Reichsstatthalter in Kärnten zur Lage in Oberkrain[1]

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AIZDG, RPA Kärnten - Zweigstelle Veldes, Bd. 1, (4 S.).
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Siehe Dok. Nr. 230, Anm. 2.

AMT FÜR VOLKSTUMSFRAGEN.

Zur Lage in O b e r k r a i n.
(August 1942)

Die Polizeimassnahmen[2] erfordern eine besondere propagandistische Tätigkeit, die parallel mit den Aktionen der Polizei laufen muss, wobei allerdings sehr viel davon abhängig ist, wieweit es gelingt, die Banden zu vernichten, die Sicherheit im Lande zu gewährleisten und damit das Vertrauen zur Stärke des Reiches zu erhalten und zu festigen.

Um zur Vernichtung der Banden beizutragen, müsste der ganze Gau Kärnten Zusätzliches leisten und zwar:

  1. Ausbau des Nachrichtendienstes: Die Bevölkerung Oberkrains muss hier mehr als bisher mithelfen. Jede Beobachtung über die Banden muss raschest der nächsten deutschen Behörde, Gendarmerieposten, Ortsgruppenleiter, Bürgermeister, Kreisleiter, Landrat usw. gemeldet werden. Diesen Nachrichtendienst besser auszubauen, ist nicht zuletzt eine Angelegenheit der eigenen Organisation und Geschicklichkeit.
  2. Bildung von Selbstschutzformationen in Oberkrain, bestehend aus den wehrhaften deutschen Einsatzkräften, verstärkt durch ausgesuchte bodenständige Slowenen.
  3. Schaffung eines Oberkrainer-Selbstschutzes, bestehend in der Hauptsache aus sich freiwillig meldenden Slowenen, die unter deutscher Führung im Altgau Kärnten einer kurzen militärischen Ausbildung zu unterziehen wären, um dann möglichst im Verbande mit deutschen Kräften in Oberkram auch aktiv bei der Bekämpfung der Banden eingesetzt zu werden.
  4. Förderung der »Freischar Kärnten«.

Die Durchführung dieser 4 Vorschläge müsste auch von dem Gesichtspunkte aus angesehen und behandelt werden, dass mit einer totalen Erledigung der Banden bis zum Herbst oder innerhalb der nächsten Monate kaum wird zu rechnen sein, weshalb vorbeugend zusätzliche Massnahmen zu treffen sind, damit Vertrauen und Zutrauen zur deutschen Macht und Stärke nicht schwinden.

Mit den Abwehrmassnahmen gegen die Banden Hand in Hand muss eine geschickte, rührige und wendige Propagandatätigkeit laufen. Ohne auch nur irgendwie den Anspruch auf ein vollständiges Programm erheben zu wollen, führe ich einige mir wichtig scheinende Punkte an:

Versammlungstätigkeit: ich verweise z. B. auf die Versammlungstätigkeit des Reichskriegerbundes im Kreise Radmannsdorf. Diese Arbeit wäre unbeirrt fortzusetzen und müsste sich selbstverständlich auch auf die Kreise Krainburg und Stein ausdehnen. Besonders gute und als Redner geschulte deutsche Altsoldaten wären laufend einzusetzen. Der nachhaltige Erfolg hängt in erster Linie vom Redner ab, daher eine besondere Auswahl und eine besondere Schulung nicht nur zweckmässig, sondern unvermeidlich sind.

Da es zweckmässig sein dürfte, in dieser Zeit die Partei als Veranstalterin nicht aufscheinen zu lassen, könnten Reichskriegerbund, Bürgermeister, Betriebsleiter, Feuerwehren usw. Versammlungen und Appelle durchführen. Ausschlaggebend ist auch hier die Schulung der Redner.

Ein ganz besonderes Gewicht wäre auch auf Frauenversammlungen zu legen. Ich bin in Unkenntnis, wieweit schon Kochkurse, Nähkurse, Einsiedekurse usw. laufen. Besonders auf letztere wäre Wert zu legen, da diese Kurse, mit denen man von Dorf zu Dorf wandert, die Frauen nur kurzfristig in Anspruch nehmen und weite Kreise der Frauen damit zu erfassen sind.

Es ist sehr zu empfehlen, dass auch slowenischsprechende Redner verwendet werden, keiner aber ohne Schulung.

Wenn Schule und Kindergärten arbeiten, sind »Elternnachmittage« zu veranstalten!

Ich schalte hier u. a., dass ein »Oberkrainer-Kasperl« für Jung und Alt sehr zweckmässig wäre. Hier müssten einzelne Gruppen auch von Dorf zu Dorf wandern. Diese Kindernachmittage mit dein »Oberkrainer-Kasperl« liessen sich gut organisieren. In geschickter Aufmachung könnte der Bolschewik als Teufel auftreten, die Bandenmitglieder als seine Gesellen und diese ganze Gesellschaft müsste im »Oberkrainer-Kasperl« lächerlich gemacht werden. Der Sprecher oder Sprecherin müsste Slowenisch können.

Die Wandzeitung soll nur in möglichst kurzen prägnanten Sätzen schlagwortartig berichten und zwar vor allem auch über die Kriegslage. Bilddarstellungen und Zeichnungen, wie tief in Feindesland uns die Erfolge der Wehrmacht bereits führten, sind notwendig. Zahlen sind verständlich und imponieren. Wenn notwendig können Vergleiche gezogen werden zwischen dem Weltkrieg und heute, zwischen dem gewesenen südslawischen Staat und dem Reich.

»Der Karawanken-Bote« müsste wohl mehr als bisher eine Kampfzeitung werden. Die Banden müssen als gottlose Räuber und Gesindel gekennzeichnet werden, mit denen kein anständiger Mensch auch nur in irgendeiner Verbindung stehen will. Zeichnungen! Karikaturen! Kurze Sprüche, anknüpfend an die Frömmigkeit und an die Heimatliebe des Oberkrainers wären zu verwenden. Wir würden zwei oder drei wirksame Plakate brauchen, z. B. darstellend die von den Banditen gefährdete Oberkrainer-Heimat und dann den kämpferischen Willen des gutgesinnten Oberkrainers zur Verteidigung und Abwehr gegen Bolschewiken, Räuber und Meuchelmörder.

Über das Unwesen der Banden könnte doch unter Umständen auch im »Karawanken-Boten« geschrieben werden. Man beugt hier Gerüchten vor und es dürfte doch richtiger sein, dass man, wenn nicht besondere Gründe vorhanden sind, mit entsprechender politischer Ausarbeitung über Vorkommnisse, Überfälle, vor allem über Raub und Mord, im »Karawanken-Boten« schreibt. Berichte über Abordnungen, die bei Landräten, Kreisleitern, Bürgermeistern usw. erscheinen, um ihre Loyalität zu erklären, wären zu veröffentlichen. Einheimische Oberkrainer wären zu gewinnen, damit sie dem »Karawanken--Boten« Beiträge liefern, die mit ihren Namen zu zeichnen sind.

Trotz Kriegszeit müsste man Oberkrainer zum Besuche nach Kärnten bringen. So könnte z. B. Villach eine bestimmte Gruppe nach Villach und auf die Kanzel, Klagenfurt einer andere Gruppe zu einer Wörthersee-Rundfahrt, St. Veit auf Schloss Hochosterwitz usw. einladen. (Aktive Patenschaften).

Vor allem ist auch die Landesbauernschaft zu aktivieren. Abordnungen von Bauern müssten nach Kärnten kommen, wo ihnen die eine oder die andere vorbildliche Arbeit innerhalb des Reichsnährstandes zu zeigen wäre.

Entscheidend ist, dass es gelingt, die Trennung zwischen den gutgesinnten und den unbelehrbaren Oberkrainern herbeizuführen. Der entscheidende Zeitpunkt dafür ist bereits gekommen. Hier den ersten Versuch zu machen, lohnt sich. Wer aber nur auf Grund der derzeitigen Lage den Stab ausnahmslos über alle Oberkrainer bricht, der kennt diese Menschen nicht und begeht einen vielleicht nicht mehr gutzumachenden geschichtlichen Fehler. Der Oberkrainer-Bauer hat im allgemeinen kein Verständnis für den Kommunismus. Er ist sehr religiös und hängt fanatisch an seiner Heimat.

Als Grundsatz muss bleiben, dass der Oberkrainer in seiner Mehrheit eindeutschungsfähig ist und dass es nicht zuletzt von unserem eigenen Können und von unserem Verständnisse abhängt, wie und ob wir diese geschichtliche Aufgabe der Wiedereindeutschung des Oberkrainers zu lösen vermögen.

Maier Kaibitsch

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AIZDG, RPA Kärnten - Zweigstelle Veldes, Bd. 1, (4 S.).
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Siehe Dok. Nr. 230, Anm. 2.

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