karawankengrenze.at

 

Dokument 293  >

Bericht des Generaltreuhänders für die Sicherstellung der Kulturgüter über die Tätigkeit in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains[1]

1
BA Koblenz, Das Ahnenerbe, NS 21 vorl. 64, (6S., hdschr.). Den Bericht sandte SS-Obersturmführer Johann Löhausen am 26. 2. 1943 an den Referenten in der Reichsgeschäftsführung der Forschungs- und Lehrgemeinschaft »Das Ahnenerbe« in Berlin, Dr. Alfred Kraut.
2
Siehe Dok. Nr. 220 und 224.
3
Der Höhere SS- und Polizeiführer im Wehrkreis XVIII.
4
Dr. Josip Žontar.
5
Dr. Oton Grebenc.
6
Franc Kržisnik.
7
Dr. Karl Starzacher, Leiter des Reichsgauarchivs in Klagenfurt.
8
Dr. Walter Frodl.

Bericht über die Erfassung von Kunst und Kulturgut
in Oberkrain.[2]

Die am 1. Oktober 1942 begonnene und am 10. Februar 1943 durch das Eingreifen des SS-Gruppenführer Rösener,[3] für mich beendete Erfassung von Kunst und Kulturgut in Oberkrain wird von den Herrn:

Prof. Dr. Schonter[4]
Prof. Dr. Grebenz[5] und
Inspektor Krschischnik[6]

vom Museum in Laak fortgesetzt. Prof. Dr. Schonter ist Beamter des Reichsgauarchiv unter SS-Obersturmführer Dr. Starzacher[7] und verwaltet das Sammellager Krainburg. Prof. Dr. Grebenz wurde ab 1. Oktober 1942 vom Reichskommissar f. d. F. d. V. zur Mitarbeit verpflichtet und erhielt einen amtlichen Ausweis, der ihm das Recht einräumt, anfallende Kunst und Kulturgüter sicherzustellen und einem Sammellager zuzuführen. Insp. Krschischnik ist bei der Gauselbstverwaltung in Klagenfurt - Gaumuseum - beamtet und leitet das Heimatmuseum in Laak an der Zaier. Krschischnik wurde mir von dem Leiter des Gaumuseums Dr. Frodl[8] zugeteilt. Vom Reichskommissar wurde ihm wie Prof. Dr. Grebenz ein amtlicher Ausweis ausgestellt.

Die Erfassung und Sicherstellung erstreckte sich in der Hauptsache auf die Gemeinden der Kreise Radmannsdorf und Krainburg. Nach Erhalt der Unterlagen vom Reichskommissar wurden die evakuierten Wohnungen aufgesucht und das anfallende volkskundliche sowie bürgerliche Kulturgut sichergestellt und grösstenteils einem Sammellager zugeführt. Dagegen wurden bei Gutshäusern und Schlössern die vorhandenen Kulturgüter listenmässig aufgenommen.

Der Kreis Stein sollte nach Abschluss der beiden genannten Kreise begonnen werden. In diesem Winter war es durch die ausserordentliche Tätigkeit der Partisanen, ohne dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen nicht möglich, zudem waren auch abwechselnd die Gemeinden polizeilich gesperrt.

Sichergestellt und den drei Sammellagern Kronau, Krainburg und Laak zugeführt wurden in der Hauptsache volkskundliche Gegenstände. In den Sammellagern Kronau und Laak befinden sieh cirka 2000 Stück nur volkskundliche Gegenstände, wie bemalte Truhen ab 1750, bemalte Wiegen, Spinnräder und Spinnrocken, geschnitzt und bemalt, Küchengeräte aller Art, geschnitzte und bemalte, grösstenteils fast gut erhalten, Tongefässe und Tonschüsseln, meistens einheimische Erzeugnisse, geschnitzte Geräte für die Landwirtschaft, dazu das Handwerkszeug. An handgeschmiedeten Gegenständen sind Schlüssel, Schlösser, Laternen und Fenstergitter zu nennen.

In dem Sammellager Krainburg befinden sich cirka 200 inventarisierte Gegenstände der bürgerlichen und kirchlichen Kunst. An Möbeln befinden sieh darunter einige schöne und gut erhaltene Barockstücke. Auch Empire und Biedermeier ist vertreten, dazu eine komplette Biedermeier Zimmereinrichtung allererster Klasse. Ein besonderes Prunkstück ist eine geschnitzte Truhe mit einer Hochzeitszene aus dem 18 Jahrhundert.

Der Bestand an Bildern ist nicht sehr gross, doch dafür einige gute Stücke wie »Das tanzende Paar« von Bernath, ein Wildbach mit dem Triglav im Hintergrund von Fritsch, sowie die Geburt Christi von Leopold Laier, ist weltbekannt.

Einige Porzellan-, Zinn-, Steingut- und Majolikagefässe sind beachtlich und von besonderem Wert sind die Holzplastiken ab 15 Jahrhundert. Unterglasmalereien und sonstiges volkskundliches Material, welches zu Ausstellungszwecken jederzeit benutzt werden kann, rundet das Bild dieses Sammellagers, welches auch zur Ausstellung gedient hat, ab.

Ausser den Beteiligten wird sich wohl keiner ein Bild über die Schwierigkeiten der Erfassung machen können. Unter starkem polizeilichem Schutz mit Panzerwagen und mit der Waffe in der Hand mussten des öftern die Aufnahmen durchgeführt werden.

Nur in ganz seltenen Fällen, cirka 10 mal, stand mir ein Kraftwagen zur Verfügung um Sicherstellungen in ganz entlegenen Gegenden vorzunehmen, oder gefährdete Gegenstände abtransportieren zu können. Unter Benutzung von Eisenbahn, Autobussen, grösstenteils aber zu Fuss mussten die Ortschaften aufgesucht werden und stellten an die Beteiligten die grössten körperlichen Anstrengungen.

Die Zusammenarbeit mit der Dienststelle des Reichskommissars, besonders mit der Hauptabteilung III. Wirtschaft, war durch die angeblichen Vorschriften von SS-Gruppenführer Rösener nicht die beste. Es wurden Möbeln verkauft ohne dass mir davon Mitteilung gemacht wurde. Bilder wurden eingezogen und verkauft ohne dass ich sie zu Gesicht bekam. Teppiche habe ich überhaupt keine mehr gesehen.

Nachdem der Gauleiter Dr. Rainer über Schloss Kieselstein, welches als Museum von ihm bestimmt war, aber jetzt der Lehrerbildungsanstalt zugesagt hat, ist für uns kein geeigneter Platz in Krainburg zur Schaffung eines Museums vorhanden. Selbst die gesammelten Gegenstände sind in den jetzigen Räumen der Textilschule nur für begrenzte Zeit untergebracht und müssen baldigst auf einen endgültigen Platz gebracht werden, da die Textilschule am 1. April d. J. beginnt. Der Leiter des Gaumuseums Dr. Frodl hat den Gauleiter gebeten, ihm die Burg Veldes zur Verfügung zu stellen, doch steht die Zusage noch aus. Burg Veldes wäre der geeignete Platz um ein Museum für Oberkrain aufzubauen, da Material genügend vorhanden ist.

Ausser dem Kunst und Kulturgut aus reichsfeindlichem Besitz hatte ich Gelegenheit volkskundliche Gegenstände aus Privatbesitz für das Gaumuseum aufzukaufen. Dr. Frodl hatte hierfür 1000.-Rm zur Verfügung gestellt, die noch zu verrechnen sind.

J. Löhausen
SS-Obersturmführer

1
BA Koblenz, Das Ahnenerbe, NS 21 vorl. 64, (6S., hdschr.). Den Bericht sandte SS-Obersturmführer Johann Löhausen am 26. 2. 1943 an den Referenten in der Reichsgeschäftsführung der Forschungs- und Lehrgemeinschaft »Das Ahnenerbe« in Berlin, Dr. Alfred Kraut.
2
Siehe Dok. Nr. 220 und 224.
3
Der Höhere SS- und Polizeiführer im Wehrkreis XVIII.
4
Dr. Josip Žontar.
5
Dr. Oton Grebenc.
6
Franc Kržisnik.
7
Dr. Karl Starzacher, Leiter des Reichsgauarchivs in Klagenfurt.
8
Dr. Walter Frodl.

Valid XHTML 1.0 Transitional