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Dokument 322  >

Bericht der Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in der Untersteiermark über die Zurückziehung der deutschen Umsiedler aus dem Ansiedlungsgebiet[1]

1
AIZDG, DDV Untersteiermark, Dienststellenleiter, Bd. 1, (5 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 321.
3
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 14.
4
Das IV. Bataillon des Wehrmnannschaftsregimentes »Untersteiermark«.
5
Das waren Angehörige der SS-Sonderstandarte Untersteiermark, die den Stützpunkt Kozje (Drachenburg) verteidigten und sich lange nicht ergeben wollten.
6
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 16.
7
Der Bau der Grenzschutzstellung oder des Südostwalles wurde mit Hitlers Anweisung im Juli 1944 angeordnet. Die Befestigungsarbeiten begannen im September 1944.
8
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 16.
9
Herbert Leonhardt.
10
Diese Angabe wurde offenkundig nachträglich beigesetzt, da die Liste (18 Familien mit 61 Angehörigen) mit dem 20. 12. 1944 datiert war. Die Liste wird hier nicht wiedergegeben.

GZ.: U 1/10 geh.

den 25. 9. 1944.

An den
Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums
- Stabshauptamt -
in Schweiklberg
Post Vilshofen, Niederbayern.

Betrifft: Siedlungsgebiet A, vorsorgliche Umquartierung von Frauen und Kindern.

Im Siedlungsgebiet A der Untersteiermark war in letzter Zeit eine Unruhe eingetreten, die sich zur Panikstimmung gesteigert hat.[2] Diese Panikstimmung war darauf zurückzuführen, dass unmittelbar am Rande des Siedlungsgebietes (Gebiet um den Wachberg) eine Bande in Stärke von 1500 bis 2000 Mann, die einen absoluten Terror ausüben, operiert.[3] Den Siedlern wurde von den Banditen gesagt, dass sie ermordet und ihre Häuser in Brand gesteckt würden, wenn sie nicht in kürzester Zeit verschwinden. Dieser starken Bande standen nur 4 Wehrmannschaftskompanien,[4] in denen sich die Ansiedler befinden gegenüber. Am 12. September sind 23 junge Gottschee - Ansiedler, die in der Wehrmannschaft aufgeboten waren, und die von den Banditen gefangen genommen wurden, durch sogenannte standrechtliche Erschiessung ermordet worden.[5] Bei dieser Sachlage bestand die Gefahr, dass eine Massenflucht grossen Stiles einsetzt. Der Gauleiter hat daher im Einvernehmen mit SS-Obergruppenführer Greifelt einen Viererausschuss, bestehend aus dem Leiter der Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums, dem Kreisführer in Rann, dem Landrat des Kreises Rann und dem Kreisbauernführer des Kreises Rann eingesetzt. Dieser Ausschuss erhielt vom Gauleiter den Auftrag, zu prüfen, ob und wieweit im Einzelfalle eine vorsorgliche Umquartierung von Frauen und Kindern notwendig ist. Der Gauleiter hat angeordnet, dass Männer grundsätzlich auf ihren Posten zu verbleiben haben und ihre Heimat verteidigen müssen.[6]

Die Mitglieder des Viererausschusses haben in den Tagen von Sonntag, den 17. 9. bis Mittwoch, den 20. 9. 1944 die Siedler der bandenbedrohten Ortschaften Felddorf, Fautsch, Satteldorf, Königsberg, Wisell, Dreml, Graflinden, Arnau, Niederdorf, Weitental und Sawenstein über die Lage unterrichtet. Übereinstimmend haben die Mitglieder des Viererausschusses bei der Aussprache mit den Siedlern den Eindruck gewonnen, dass durch die Aufklärung eine Beruhigung der Siedler eingetreten ist, die insbesondere auf folgende Umstände zurückzuführen ist:

  1. Den angekündigten Bau einer Grenzstellung entlang der Sawe. Die Siedler hoffen, dass zum Schutz der zum Grenzwallbau einzusetzenden Arbeitskräfte starke Sicherungskräfte eingesetzt werden.[7]
  2. Die angekündigte bessere Ausrüstung der Selbstschutzkräfte mit Waffen und Munition.
  3. Die Hereinnahme einer Kompanie Waffen-SS nach Rann.
  4. Den zeitweiligen Einsatz von zwei Polizeikompanien aus Klanjec im Raume Königsberg, Wisell, Dreml. Bei dieser Sachlage haben die meisten Siedler erklärt, mit ihren Angehörigen auf ihren Stellen bleiben zu wollen.

Um die vorsorgliche Umquartierung haben gebeten:
5 Männer (Greise),
87 Frauen mit insgesamt 302 Kindern.

Der Viererausschuss hat nach eingehender Prüfung jedes Einzelfalles die Genehmigung zur Umquartierung für folgende Personen in das Lager der VOMI St. Michael bei Leoben erteilt:

Männer (Greise): 5
Frauen: 33 mit zusammen 79 Kindern (unter 14 Jahren)[8]

Die Umquartierung dieser Personen nach St. Michael bei Leoben wird durch das Amt für Volkswohlfahrt der Kreisführung Rann durchgeführt.

Der Leiter der Dienststelle:
gez. Leonhardt.[9]

An die
Hauptabteilung I
im Hause

zur Kenntnis. Eine Liste über Personen, die vom Viererausschuss die Genehmigung zur Umquartierung in das Lager der VOMT St. Michael bei Leoben erhalten haben, ist beigefügt.[10]

1 Anlage

Leonhardt

1
AIZDG, DDV Untersteiermark, Dienststellenleiter, Bd. 1, (5 S.).
2
Siehe Dok. Nr. 321.
3
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 14.
4
Das IV. Bataillon des Wehrmnannschaftsregimentes »Untersteiermark«.
5
Das waren Angehörige der SS-Sonderstandarte Untersteiermark, die den Stützpunkt Kozje (Drachenburg) verteidigten und sich lange nicht ergeben wollten.
6
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 16.
7
Der Bau der Grenzschutzstellung oder des Südostwalles wurde mit Hitlers Anweisung im Juli 1944 angeordnet. Die Befestigungsarbeiten begannen im September 1944.
8
Siehe Dok. Nr. 321, Anm. 16.
9
Herbert Leonhardt.
10
Diese Angabe wurde offenkundig nachträglich beigesetzt, da die Liste (18 Familien mit 61 Angehörigen) mit dem 20. 12. 1944 datiert war. Die Liste wird hier nicht wiedergegeben.

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