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Bericht des Deutschen Roten Kreuzes über den Transport der ausgesiedelten slowenischen Kinder nach Frohnleiten[1]

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Muzej revolucije Celje, (1 S.).
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Anfang August 1942 erfolgte die erste grosse Aussiedlungsaktion gegen Angehörige der getöteten Anhänger der Volksbefreiungsbewegung in der Untersteiermark auf Befehl von Heinrich Himmler vom 24. 1. 1942 (Siehe Dok. Nr. 195, 204, 231, 242 u. 277). Es wurden mehr als 1000 Personen festgenommen und in das Auffanglager in der Volksschule Celje-Umgebung gebracht. Am 9. August wurden dort die Kinder von den Erwachsenen getrennt und am nächsten Tag nach dem Umsiedlungslager in Frohnleiten transportiert. Die Erwachsenen wurden in Konzentrationslager überführt und dort überwiegend in den Gaskammern vernichtet (siehe Dok. Nr. 277). In der Untersteiermark wurden dann noch fünf solche Aktionen durchgeführt, doch wurden nur noch in der zweiten Aktion (15. August 1942) die Kinder von Erwachsenen getrennt und nach Frohnleiten und sodann nach den Umsiedlungslagern der VoMi gebracht. In weiteren vier Aktionen (7. Oktober und 7. November 1942, 13. März und 9. Juni 1943) wurden die Kinder zusammen mit den Erwachsenen in verschiedene Umsiedlungslager der VoMi im Gau Bayrische Ostmark transportiert. Mit einem, nicht vorliegendem Erlass des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin vom 16. Juli 1943 wurde die weitere Aussiedlung von Angehörigen der getöteten Anhänger der Volksbefreiungsbewegung eingestellt. Seitdem wurden die Betroffenen in das Strafsonderdienstlager Sterntal (Strnisče) gebracht, das vom Steirischen Heimatbund geführt und betreut wurde. In diesem Lager hatten auch die Schutzangehörigen des Deutschen Reiches ihre »Sonderdienstpflicht« zu leisten (siehe Dok. Nr. 200).
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Über den ersten Transport der ausgesiedelten slowenischen Kinder nach Frohnleiten siehe auch die Aussage von Ernst Hitzfeld in Nürnberg am 27. und 28. 10. 1947 im »Official Transcript of the American Military Tribunal No. 1 in the matter of United States of America against Ulrich Greifelt and all defendants, sitting at Nuremberg, Germany on 10 October 1947,« S. 537 - 571.

Aussiedler-Kindertransport nach Frohnleiten am 10. 8. 1942.(2)

Um 1/2 7 Uhr wurden ungefähr 430 Kinder von 1 bis 18 Jahren mit Autos zur Bahn gebracht. Die Kinder durften an Handgepäck nur soviel mitnehmen, als sie selbst tragen konnten. Zum Frühstück bekamen sie schwarzen Kaffee und ein Stückchen Brot. Die Einwaggonierung ging glatt von sich ebenso die Fahrt bis Graz. Um 1/2 11 Uhr dort angelangt war eine Stunde Wartezeit angesagt. Der Zug fuhr aber erst um 1/4 15 Uhr weiter. Während dieser

4-stündigen Wartezeit wurde den Kindern weder vom DRK, noch von der NSV der Kreisstellen Graz eine Labung verabreicht, die DRK-Helfer der Zugsbegleitung brachten Waschwasser und mussten dieses sehr weit holen.

In Frohnleiten angelangt, mussten die DRK Helfer und Helferinnen auch mit den Kleinkindern (2. bis 5. Lebensjahr) und mit allen Koffern und Ballen zu Fuss ins Umsiedlungslager wandern. Die hungrigen, matten, schmutzigen teils mit vollen Hosen, halbnackten Kinder dies aber deshalb weil die Wäsche zum Umziehen fehlte, schrieen und weinten und deutsche DRK-Helferinnen mussten diesen Jammerzug begleiten. Im Lager angelangt, hiess man die Kinder abermals im Hof und auf der Wiese lagern, weil das Essen noch nicht fertig war. Um 17 Uhr endlich durften sich die Kinder in den Speisesaal begeben. Die 16 DRK Begleit-Helferinnen mussten, obwohl selber müde und matt (seit 1/2 4 Uhr früh bereits im Dienst) bei der Ausspeisung der Kinder mithelfen weil ausser vier Personen Hilfsbereitschaft im Lager alle auf Urlaub begriffen waren. Für die DRK-Helferinnen war es nicht selbstverständlich, das Bettwäsche zur Verfügung stand, ursprünglich sollten sie nur mit Kotzen vorlieb nehmen.[3]

Cilli, den 17. August 1942.

Anna Rath
DRK-Wachtführerin

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Muzej revolucije Celje, (1 S.).
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Anfang August 1942 erfolgte die erste grosse Aussiedlungsaktion gegen Angehörige der getöteten Anhänger der Volksbefreiungsbewegung in der Untersteiermark auf Befehl von Heinrich Himmler vom 24. 1. 1942 (Siehe Dok. Nr. 195, 204, 231, 242 u. 277). Es wurden mehr als 1000 Personen festgenommen und in das Auffanglager in der Volksschule Celje-Umgebung gebracht. Am 9. August wurden dort die Kinder von den Erwachsenen getrennt und am nächsten Tag nach dem Umsiedlungslager in Frohnleiten transportiert. Die Erwachsenen wurden in Konzentrationslager überführt und dort überwiegend in den Gaskammern vernichtet (siehe Dok. Nr. 277). In der Untersteiermark wurden dann noch fünf solche Aktionen durchgeführt, doch wurden nur noch in der zweiten Aktion (15. August 1942) die Kinder von Erwachsenen getrennt und nach Frohnleiten und sodann nach den Umsiedlungslagern der VoMi gebracht. In weiteren vier Aktionen (7. Oktober und 7. November 1942, 13. März und 9. Juni 1943) wurden die Kinder zusammen mit den Erwachsenen in verschiedene Umsiedlungslager der VoMi im Gau Bayrische Ostmark transportiert. Mit einem, nicht vorliegendem Erlass des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin vom 16. Juli 1943 wurde die weitere Aussiedlung von Angehörigen der getöteten Anhänger der Volksbefreiungsbewegung eingestellt. Seitdem wurden die Betroffenen in das Strafsonderdienstlager Sterntal (Strnisče) gebracht, das vom Steirischen Heimatbund geführt und betreut wurde. In diesem Lager hatten auch die Schutzangehörigen des Deutschen Reiches ihre »Sonderdienstpflicht« zu leisten (siehe Dok. Nr. 200).
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Über den ersten Transport der ausgesiedelten slowenischen Kinder nach Frohnleiten siehe auch die Aussage von Ernst Hitzfeld in Nürnberg am 27. und 28. 10. 1947 im »Official Transcript of the American Military Tribunal No. 1 in the matter of United States of America against Ulrich Greifelt and all defendants, sitting at Nuremberg, Germany on 10 October 1947,« S. 537 - 571.

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