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Bericht der Dienststelle des Beauftragten des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains über die Ansiedlung von Deutschen[1]

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AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, (10 S.).
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Der deutsche Okkupator hat im Juli 1942 mehr als 50 Familien aus Gorje pri Bledu (Göriach) nach Deutschland ausgesiedelt, weil ihre Angehörigen sich der Volksbefreiungsarmee angeschlossen hatten. Die Bauernhöfe der ausgesiedclten Familien wurden beschlagnahmt und für die Ansiedlung von Deutschen bestimmt.
3
AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, Einsatzbefehl Nr. 119 des Befehlshabers der Ordnungspolizei Alpenland vom 20. 3. 1943.
4
Diese Aktionen wurden von Kämpfern des II. (Pokljuka) Bataillons des Gorenjski odred durchgeführt. (AIZDG, Gorenjski odred, Bericht des Stabes des Gorenjski odred über die Einsätze vom März bis Juli 1943)
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Siehe Dok. Nr. 308. Am 28. Mai 1943 verfügte das Stabshauptamt des RKFDV in Berlin, die Buchenlanddeutschen, die nicht mehr in Gorenjsko angesiedelt werden könnten, im Sudetenland anzusiedeln. (AMNOM, DDV Untersteiermark, Dienststellenleiter, Bd. 1)

22. März 1943

HAUPTABTEILUNG I
Kü-ga

A k t e n - V e r m e r k

G e h e i m !

Betrifft: Die Lage im Siedlungsraum der Gemeinde Göriach
Bezug: Bekannt

Auf Grund der bekannten Vorfälle der letzten Zeit sehe ich mich veranlasst auszuführen, weshalb in diesem Raum die aktive Siedlung so stark vorgetrieben wurde, welche Schwierigkeiten sich daraus ergeben hatten und welche Massnahmen in Hinkunft gefunden werden müssen, um diese Position in Hinsicht auf die Gesamtsiedlung in Oberkrain zu erhalten.

Als mir im Vorjahre gleichzeitig mit dem Ausbau der HA I der Auftrag erteilt wurde, der Weisung des Gauleiters entsprechend eine aktive Siedlung durchzuführen, habe ich auf Grund der mittlerweile gemachten Erfahrungen und in Kenntnis der sicherheitspolitischen Lage, abweichend von der bisherigen Form einer Streusiedlung, die Bildung von Igelstellungen durch deutsche Ansiedler als einzig und allein möglich angesehen.

Nach Vortrag beim Dienststellenleiter SS Hauptsturmführer Dr. Friedl hatte ich Gelegenheit, dem Höheren SS und Polizeiführer Alpenland, SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Polizei Pg. Erwin Rösener, meine Siedlungspläne vorzulegen.

Bei diesem Vortrag habe ich im wesentlichen auf drei derartige Igelstellungen deutscher Siedler hingewiesen und zwar:

  1. Den Raum zwischen Radmannsdorf und Assling mit dem Stützpunkt Göriach.[2]
  2. Den Raum zwischen Laak a. d. Zaier und St. Martin am Grosskahlenberg mit dem Stützpunkte St. Martin.
  3. Den Raum zwischen Domschale und Holm mit dem Stützpunkt in Aich. Bei der Feststellung derartiger Igelstellungen musste ich davon ausgehen, dass dort nicht nur genügend Objekte zum Ansatz vorhanden sind, sondern dass sie auch nebeneinander liegen und den Ansiedlern Lebensexistenz gewähren. Durch diese mehr oder weniger geschlossenen Ansiedlungen sollte gleichzeitig erreicht werden, dass eine deutsche Siedlergemeinschaft für ihren persönlichen Schutz die Sorge selbst übernehmen kann und dass sie damit gleichzeitig eine Unterbrechung der sich über ganz Oberkrain hinziehenden Talorganisation der OF bildet.

Diese Form einer Ansiedlung in Oberkrain mit all den oben festgehaltenen Absichten und Wünschen wurde vom Höheren SS- und Polizeiführer Alpenland bewilligt.

Ich habe aus diesem Grunde Ende November 1942 mit den Vorarbeiten für die Schaffung einer deutschen Igelstellung im Grossraum Göriach begonnen, da bis dahin der Kreis Radmannsdorf als sicherheitsmässig am günstigsten galt und darüber hinaus 4 km davon entfernt in Veldes ein starker deutscher Stützpunkt und Ordnungskräfte bestanden und noch immer bestehen. Da ausserdem in Göriach selbst ein ausgezeichnet funktionierender Gendarmerieposten seiner Aufgabe nachgeht, hoffte ich, dass damit eine Bedrohung dieses Siedlungsraumes durch die Banditengruppe der Pokljuka nach Möglichkeit ausgeschaltet werden kann.

Im Verfolg der weiteren Vorarbeiten kamen am 9. Feber und am 9. März insgesamt 19 Herdstellen zur Ansiedlung, denen in den nächsten Tagen die letzten 5 Herdstellen nachfolgen sollten.

Die Ansiedlung der ersten Gruppe am 9. Feber vollzog sich ohne Zwischenfälle wie auch in der weiteren Zeit eine Verschlechterung der allgemeinen Sicherheitslage in diesem Raum nicht festgestellt werden konnte.

Das Verhalten der Oberkrainer Bevölkerung in Göriach zu den deutschen Siedlern konnte als gleichgültig bezeichnet werden; in verschiedenen Fällen wurde auch eine Annäherung der Oberkrainer und der deutschen Nachbarn festgestellt.

Als im Zuge der weiteren Vorarbeiten und vermutlich durch Gespräche der deutschen Ansiedler allgemein bekannt wurde, dass am 8. oder 9. März die zweite Ansiedlungswelle erfolgen solle, berichteten mir die deutschen Siedler dass das Verhalten der Oberkrainer in Göriach sich ihnen gegenüber durchwegs verschlechtert habe. Vereinzelt wurden Übergriffe auf deutsche Siedler festgestellt da in der Dämmerungszeit die Fenster der deutschen Siedler-Objekte mit Steinen beworfen wurden und die Bevölkerung auch am Tage eine immer mehr feindliche Haltung einnahm.

In der Nacht vom 7. zum 8. März erfolgte im Raum von Göriach der erste tätliche Übergriff auf deutsche Siedler. In den späten Nachtstunden hatten sich 3-4 Banditen dem Hause des Südbuchenländer Umsiedlers Bernhardt in Untergöriach Nr. 71 genähert, dort beim Schlafzimmer die Aussenfenster aufgerissen, den Vorhang weggezogen, eine Scheibe des Innenfensters eingeschlagen und in den Schlafraum eine Eierhandgranate mit den Worten »alles kaputt« geworfen. Die Banditen flüchteten sodann. Die Eierhandgranate kam zur Explosion, zerstörte die Einrichtung und verletzte glücklicherweise lediglich den Umsiedler Bernhardt an der Schulter leicht.

Bei den Erhebungen der Gendarmerie konnte nichts Genaues festgestellt werden.

Auf Grund meiner Lagekenntnis in diesem Gebiet hatte ich damals bereits die Ansicht vertreten, dass es sich hier nicht um einen Racheakt der Angehö-rigen von Ausgesiedelten handelte, die sich derzeit bei den Banditen befinden und dass es sich hier auch nicht um einen der üblichen Überfälle handle, sondern dass sich diese Tat ausschliesslich gegen die aktive Siedlungspolitik in Oberkrain richte.

Ich führte am 9. März die Ansiedlung weiterer Südbuchenländer Familien durch. Den Umsiedlern gab ich die Lage in Göriach bekannt und sicherte ihnen gleichzeitig nach Rücksprache mit dem Postenführer der Gendarmerie Schutz zu, wobei ich jedoch ihre Mithilfe als notwendig bezeichnete.

Da der Postenführer der Gendarmerie mich davon in Kenntnis setzte, dass er sich auf die Oberkrainer Landwacht nicht verlassen könne, schlug ich ihm vor, diese aufzulassen und mit Hilfe der deutschen Umsiedler eine rein deutsche Landwacht in einer voraussichtlichen Stärke von rund 35 Männer zu errichten. Damit wäre dem Gendarmerie-Posten ein verlässlicher Zuzug von Sicherungskräften gewonnen worden und die deutschen Siedler hätten sich gleichzeitig durch den Besitz von Waffen schützen können.

Am 17. März wurde eine Begehung sämtlicher Siedlungen in Göriach durchgeführt, an der Kreisleiter Dr. Hochsteiner, der Landrat Hinteregger, der Kreislandwirt, die Kreisfrauenschaftsleiterin, Bannführer der HJ, Bannmädelführerin der HJ, die Leiter der Aussenstellen SD und Gestapo Radmannsdorf, sowie meine Mitarbeiter teilgenommen haben.

Bei dieser Hofbegehung wurde nicht nur der einwandfreie Ansatz, sondern auch die verhältnismässig gute Stimmung der Siedler festgestellt, wobei jedoch allgemein die Leute uns mitteilten, dass sie sich während der Nachtstunden ihres Lebens nicht sicher fühlten. Die deutschen Siedler haben offen die Meinung vertreten, dass entweder sie Göriach verlassen werden müssen, oder dass man die Oberkrainer aus dem Siedlungsraum fortschaffen müsse, wenn ihre Existenz und ihr weiterer Aufenthalt ungefährdet bleiben solle. Sie begründeten diese Meinung aus dem Verhalten der Oberkrainer Bevölkerung Göriachs.

Die noch im Februar verhältnismässig gute Stimmung sei verschwunden und habe Hassgefühlen gegenüber ihnen Platz gemacht. Das Einwerfen von Fensterscheiben mehre sich, genau so wie andere Bosheitsakte. Die Oberkrainer grüssen nicht mehr, sondern rufen ihnen höchstens Schimpfworte zu. Die Umsiedler bekundeten immer wieder, dass eben eine Volksgruppe in Göriach zu viel sei und dass aus ihren Erfahrungen heraus es dort keine Ruhe geben könne.

Der Kreisleiter Dr. Hochsteiner stellte auf Grund einer darauffolgenden Aussprache fest, dass er mit den zuständigen Stellen den Schutz und die Sicherung der deutschen Siedler besprechen und klären wolle.

Am 19. März 1943 fuhr Pg. Pesch, der Leiter der Umsiedlerbetreuung, in meinem Ansiedlungsstab mit weiteren zwei Mitarbeitern meiner Hauptabteilung, wie gewöhnlich nach Göriach um Betreuungsarbeiten durchzuführen. Auf dem Rückwege wurde bekanntlich der Wagen von Banditen mit MG-Feuer überfallen. Pg. Pesch und der Oberkrainer Anderle wurden getötet und beraubt, der Mitarbeiter Karl Delago, der leicht verletzt war, stellte sich tot, sodass er zwar ausgeraubt wurde, aber am Leben blieb. Der Fahrer ist seit dem Überfall verschwunden und soll von den Banditen in ihr Lager gebracht worden sein.

Am 20. März sprach ich beim Befehlshaber der Ordnungspolizei, Generalmajor Brenner, vor um zu klären, welche Schutzmassnahmen zur persönlichen Sicherheit der deutschen Ansatzkräfte in Göriach möglich seien.

Der Befehlshaber der Ordnungspolizei hat auf Grund meiner Darlegungen und infolge seiner persönlichen Stellungnahme, wonach alles zum Schutz der dortigen Siedler getan werden müsse, damit die aktive Siedlungspolitik nicht gestört werde, den Einsatzbefehl Nr. 119 vom 20. 3. 1943 erlassen, den ich abschriftlich beilege.[3]

Von meiner Seite aus habe ich angeordnet, dass die Umsiedler, während der Nachtzeit in sicherheitsmässig leichter zu schützende Objekte zusammengelegt werden, wie aus der beigelegten Anlage Nr. 2 ersichtlich ist. Damit schien für das erste eine tatsächlich bestehende Bedrohung der deutschen Siedler in Göriach beseitigt zu sein.

Die Haltung der Bevölkerung in Göriach ist nach wie vor schlecht und tritt bei einzelnen Übergriffen in Erscheinung. So drangen in der Nacht vom 19. auf 20. 3. Banditen in die Häuser der Umsiedler Kucharek und Öhlschläger ein, verlangten dort Brot, Lebensmittel Rauchwaren und Geld. Persönliche Belästigungen sind nicht aufgetreten.

Am 22. 3. 1943 wurden Söhne von Umsiedlern die beim R. K. F. im Arbeitseinsatz stehen und bei der Sicherstellung von Möbeln und bei der Inventarisierung von Umsiedlern mitarbeiten auf dem Heimweg um 17 Uhr auf der Strasse zwischen Retschitz und Göriach von einem Oberkrainer deutsch angesprochen. Dabei äusserte dieser Oberkrainer folgende Drohung: »Fahrt nicht mehr mit dem LKW und arbeitet auch nicht mehr heim R. K. F. mit, sonst wird auch dieser Wagen in Brand geschossen. Ihr werdet das weitere dann schon sehen!«

Aus all diesen Vorgängen scheint ersichtlich zu sein, dass es sich hier um eine systematische Aktion der Banditen gegen das Siedlungsvorhaben handelt, wobei gleichzeitig die Siedler selbst wie auch die Mitarbeiter meines Ansiedlungsstabes bedroht werden.

Aus den allgemeinen Äusserungen kann belegt werden, dass nicht nur der Handgranatenüberfall am 7. März, am Vortage einer Neuansiedlung, sondern auch der Überfall auf meine Mitarbeiter am 19. 3. 1943 einzig und allein darauf abzielen, eine aktive Siedlung zumindest in diesem Raum zu stören.[4]

Dabei ist auch auf die Moral der Siedlergruppe Rücksicht zu nehmen.

Bei der Durchführung ihrer Aussiedlung in Südbuchenland wurde nicht nur ein Befehl des Führers, wonach alle Deutschen zurückkehren sollen, sondern vielmehr die Tatsache herausgestellt, dass die Rückführungsaktion zu ihrem persönlichen Schutze erfolge unter Hinweis auf die Blutopfer der Volksdeutschen in Polen.

Nach dem Eintreffen dieser Umsiedlergruppe aus dem Südbuchenland im Gau Steiermark wurde sie durch die verschiedenen Siedlungsräume geführt, bis sie endlich nach einem schweren, 23 Monate dauerndem Lagerleben für die Ansiedlung in Oberkrain nach Göriach kam. Es handelt sich hierbei um 38 Herdstellen aus Jakobeni die aus ihrem Verwandten- und Bekanntenkreis herausgerissen in Oberkrain die neue Heimat finden sollten.

Nachdem sie sich im wesentlichen über ihre weitere Existenzmöglichkeit wie auch über richtige Ansiedlung in einem geschlossenen Raum in den ersten Wochen durchwegs begeistert geäussert hatten, wurden sie von den einzelnen Überfällen und von der durchwegs feindseligen Haltung der Bevölkerung Göriach vollkommen zermürbt. Sie sprechen jetzt davon, dass sie »aus dem Südbuchenland geholt wurden, um das Schicksal der Volksdeutschen in Polen sich zu ersparen, und dass sie hier nun nicht angesiedelt werden mögen, damit sie von der Oberkrainer Bevölkerung gemordet und ausgeräuchert werden« Die tägliche Bedrohung von seiten der Banditen und der Oberkrainer Bevölkerung, wie auch die allgemeine Unsicherheit, wo die derzeit bestehenden Sicherheitsmassnahmen nicht ausreichen, machen diese Haltung verständlich. Man muss auch einsehen, dass ein Weiterleben unter den bisherigen Verhältnissen (sie wagen es kaum, untertags den Ort Göriach zu verlassen und müssen sich zur Zeit der Dämmerung in den sicherheitsmässig günstigeren Objekten sammeln und sich dort verbarrikadieren) für sie nicht auf längere Zeit tragbar sein kann.

Ein Zurücknehmen der Siedler aus Göriach bedeutet aber nicht nur für diesen Raum, sondern für ganz Oberkrain einen Prestigeverlust der deutschen Macht von nicht absehbaren Folgen. Nicht nur die Banditen würden dies als Aufgabe der aktiven Siedlung betrachten und gleichzeitig die tatsächlich bestehende Schwäche der deutschen Ordnungskräfte als bewiesen herausstellen, sondern auch der geringe Prozentsatz der noch zuverlässigen Oberkrainer müsste zur Einsicht kommen, dass ihr Leben nicht mehr gesichert erscheint, wenn schon für deutsche Siedler nichts getan werden kann. Dies alles würde meines Erachtens von der Gegenseite als ein triumphaler Erfolg des Banditenkrieges ausgelegt werden und würde sicherlich die entsprechende propagandistische Verwertung finden.

Gleichzeitig würden jedoch auch die in anderen Gebieten zur Ansiedlung gebrachten Umsiedler und Reichsdeutsche in dem Abtransport der Südbuchenländer aus Göriach den Beginn einer allgemeinen Flucht aus Oberkrain sehen, da ich bei meinen Betreuungsfahrten von den übrigen Siedlern allgemein zu hören bekam, dass die Siedler in Göriach infolge der dichten Ansiedlung es viel leichter hätten als sie und dass ihre Position als Einzel- und Streusiedler nicht haltbar sei.

Aus all diesen Überlegungen ist festzuhalten, dass im Raum von Göriach mit halben Massnahmen nichts gemacht ist, weil die derzeitigen Massnahmen den Siedlern weder das Gefühl der Sicherheit noch die Möglichkeit einer Berufsausübung geben. Des weiteren kann ihre derzeitige Form des Aufenthaltes nicht für Wochen und Monate ausgedehnt werden, weil dazu die Ordnungskräfte nicht vorhanden sind und die Siedler eine solche moralische Belastung nicht aushalten.

Da nach meinen obigen Ausführungen von meiner Seite aus der Abtransport der Siedler nicht verantwortet werden kann, ich aber auf der anderen Seite den derzeitigen Stand der Sicherheit auch bei einer Besserung der allgemeinen Lage nicht für dauernd tragbar halte, bin ich nicht mehr in der Lage, allein die Verantwortung für die Siedlung in Göriach zu tragen.

Ich habe zu Beginn der Ansiedlung alle in Betracht kommenden Möglichkeiten ausgewogen und gleichzeitig mich mit jenen Stellen verständigt, die die Verantwortung für die Sicherheit tragen und kann nunmehr abschliessend feststellen, dass ich auf Grund der Vorfälle um entsprechend ausreichende Massnahmen bitten muss, wenn ich den bisherigen Stand der Ansiedlung überhaupt bewahren soll.

Weitere Ansiedlungen ausser in den Kreisstädten kann ich nicht mehr vornehmen, da aus der Erfahrung von Göriach heraus nicht nur die Aktivierung des Bandenkrieges sondern auch die durchwegs schlechte Haltung der Oberkrainer in jedem Falle eine Bindung der deutschen Ordnungskräfte bedingt, die dann nur mehr für die Sicherung aber nicht mehr für den Einsatz gegen die Banditen zur Verfügung stehen können. Damit wären die Ordnungskräfte restlos in die Defensive gedrängt.

Ich habe von Beginn meiner Tätigkeit an stets versucht, die Lage in Oberkrain objektiv zu sehen und mache es auch jetzt nach den Vorfällen in diesem Raum. Jedoch sehe ich meine Verantwortung in meinem Arbeitsbereich auch dahin gehend, dass ich auf Grund meiner Erfahrungen ein offenes Wort spreche und eindeutig die kritische Situation herausstelle.

Abschliessend möchte ich noch feststellen, dass die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Ordnungskräften und meinem Ansiedlungsstab jederzeit klaglos war und ist und dass die deutschen Ordnungskräfte durch ihren Einsatz und ihre Pflichterfüllung mir die Voraussetzung für die bisherige Arbeit gegeben haben.

Meine Meinung deckt sich aber vollkommen mit der der deutschen Ansiedler in Göriach, wonach der bisherige Zustand unhaltbar sei. Ich bin nur dann imstande von meiner Seite aus weiter zu arbeiten und den derzeit bestehenden Umfang der Ansiedlung zu halten, wenn auf Grund der letzten Vorfälle, Gö-riach von den Oberkrainern geräumt wird und ich diese Gemeinde im wesentlichen voll und ganz eindeutsche. Die Evakuierung der Oberkrainer Bevölkerung von Göriach würde jedoch den Zustand vor der Proklamation des Gauleiters in Form eines offenen Kampfes herbeiführen und könnte dadurch der Beginn zu schweren Unruhen sein.

Ich habe nun versucht, aus der allgemeinen Lage heraus und aus meinen Erfahrungen die Tatsachen aufzuzählen und alle Möglichkeiten konsequent durchzudenken.

Ich bitte nunmehr diese Frage als vordringlich zu einer möglichst raschen Entscheidung zu bringen, da meine Möglichkeiten erschöpft sind und ich einzig und allein von den Massnahmen der für die politisch und sicherheitsmässige Lage Oberkrains verantwortlichen Stellen abhängig bin.[5]

Leiter der HA I Menschcneinsatz
und des Ansiedlungsstabes Oberkrain
(Dr. Kürbisch)
SS-Obersturmführer

1
AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, (10 S.).
2
Der deutsche Okkupator hat im Juli 1942 mehr als 50 Familien aus Gorje pri Bledu (Göriach) nach Deutschland ausgesiedelt, weil ihre Angehörigen sich der Volksbefreiungsarmee angeschlossen hatten. Die Bauernhöfe der ausgesiedclten Familien wurden beschlagnahmt und für die Ansiedlung von Deutschen bestimmt.
3
AIZDG, DDV in Veldes, Bd. 1, Einsatzbefehl Nr. 119 des Befehlshabers der Ordnungspolizei Alpenland vom 20. 3. 1943.
4
Diese Aktionen wurden von Kämpfern des II. (Pokljuka) Bataillons des Gorenjski odred durchgeführt. (AIZDG, Gorenjski odred, Bericht des Stabes des Gorenjski odred über die Einsätze vom März bis Juli 1943)
5
Siehe Dok. Nr. 308. Am 28. Mai 1943 verfügte das Stabshauptamt des RKFDV in Berlin, die Buchenlanddeutschen, die nicht mehr in Gorenjsko angesiedelt werden könnten, im Sudetenland anzusiedeln. (AMNOM, DDV Untersteiermark, Dienststellenleiter, Bd. 1)

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